Step by step?

25 05 2010

Was haben David Alaba und Marko Arnautovic gemeinsam? Sieht man sich die beiden Charaktere an, findet man wohl nicht viele Gemeinsamkeiten. Der eine extrovertiert, verspielt und mit dem unübersehbaren Hang zur Arroganz, der Andere ruhig, bescheiden, fast schon ein bisschen schüchtern.

Eine Gemeinsamkeit mehr haben die beiden Jungspunde aber seit letztem Samstag: sie werden von praktisch jedem österreichischen Kicker beneidet. Warum? Weil sie es geschafft haben, mit ihren Klubs ins Finale der Champions League einzuzuziehen. Auch wenn beide nicht im Kader ihrer Teams standen, ist dies ein Erfolg für die Visitenkarte. Auch wenn Arnautovic keine 90 Serie A – Minuten bei Jose Mourinho spielen durfte, hat der 21-jährige den Vorteil, vom Champions League – Sieger zu kommen. Da klopfen andere Verein an, als wenn man in der österreichischen Bundesliga 39 Tore macht. Arnautovic ließ bereits verlautbaren, dass er nicht zurück zu Twente Enschede will, sondern nach Deutschland oder England. Nach einigen Telefonaten zwischen Arnautovic und Wolfsburg – Coach Steve McClaren, seinem alten Trainer, wird ein Wechsel in die VW – Stadt immer wahrsccheinlicher. Von Inter zu Wolfsburg – ein Rückschritt? Wohl eher nicht, denn in Deutschland zu spielen bringt einen jungen Spieler weiter, als in Italien auf der Tribüne zu sitzen.

Apropos Holland: Dort will Arnautovics Manager Rob Groener Aleksandar Dragovic unterbringen. „Ein sofortiger Wechsel zu einem Top – Klub käme zu früh. Alles step by step“, so der Niederländer. Zustimmung gab es für ihn am Montagabend in „Sport und Talk im Hangar 7“ bei „Servus TV“ von Andi Herzog und Paul Scharner.

Ebendieser erzählte, dass er sich den Sprung in die Premier League als 22-jähriger nicht vorstellen konnte und deswegen den „Umweg“ Norwegen nahm. Durch den Wechsel in den hohen Norden tastete er sich langsam an das hohe Tempo in England heran. Der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ins Ausland wurde in der sehr interessant besetzten Runde (Andi Herzog, Paul Scharner, Uwe Krupp, Konrad Wilczynski, Pierre Littbarksi) über zwei Stunden diskutiert – ein Patentrezept wurde aber auch von den Experten nicht gefunden.

Dass Dragovic aber zuerst bei Alkmaar oder Feyenoord weiter reifen sollte, bevor er einen großen Vertrag unterschreibt, klingt vernünftig. Es liegt aber nicht wirklich an der Liga, in die man wechselt, sondern vielmehr am Verein. Die zwei grundlegenden Dinge, die sich ein Spieler vor einem Wechsel ins Ausland überlegen muss, sind folgende:

1. Gehöre ich in der heimischen Liga zu den Besten und bin in meinem Team eine Führungspersönlichkeit?

2. Habe ich bei meinem neuen Verein realistische Chancen auf genug Einsatzzeit?

Wenn man sich die Wechsel der letzten Jahre ansieht, darf bezweifelt werden, ob sich die betreffenden Spieler diese Dinge überlegt haben. Allerdings findet derzeit ein Umdenken statt, vermutlich auch aufgrund der abschreckenden Beispiele von Jimmy Hoffer oder Stefan Maierhofer.

Deshalb werden die neuen Klubs der Österreicher heuer nicht Inter, Bayern oder Arsenal heißen, sondern viel eher Nürnberg, Sunderland oder Brescia. Was auch nicht falsch ist, denn ein junger Spieler sollte erst bei Nürnberg zum Führungsspieler reifen, bevor er an einen Wechsel zu Bayern oder Schalke denkt. Weil wie muss man laut Scharner eine Karriere planen? „Step by step“…


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