Ein Legionär hats schwer

28 04 2010

Dass die Anzahl der österreichischen Legionäre (so nennt man Fussballer, die im Ausland ihr Geld verdienen) in den letzten Jahren immer mehr zunimmt, ist ein höchst erfreulicher Zustand. Immer mehr Fussballer wagen den Schritt ins Ausland, wobei ihn einige davon schon bald nachher wieder bereuen. Weil Österreich aber nun mal Österreich, und somit das Land der ewigen Raunzer und Pessimisten ist, wird gejammert. Was bringen uns noch so viele Legionäre, wenn sie bei ihren Vereinen nicht spielen?

Da hätten wir in Italien Marko Arnautovic, dessen Abo auf der Inter – Bank diesen Sommer ausläuft, oder Jimmy Hoffer, von dem man glauben könnte, man hat ihn nur geholt, um die Fische für das Mannschaftsessen zu angeln. Nicht viel besser ergeht es Stefan Maierhofer in Wolverhampton oder Sebastian Prödl im hohen Norden Deutschlands.

Trotzdem werden diesen Sommer wieder viele Österreicher den Sprung in eine europäische Top – Liga versuchen. Warum? Weil die Argumente dafür trotz allem immer noch verdammt gut sind. Man lernt ein neues Land, eine neue Sprache kennen, kommt in andere Kulturkreise und sieht sich einer ganz anderen sportlichen Herausforderung gegenüber stehen. Dazu kommt der Verdienst, der sich um ein Vielfaches erhöht. Von den Massen an enthusiastischen Fans in den Stadien und dem profisionelleren Umfeld im Verein ganz zu schweigen.

Arnautovic, Hoffer & Co. werden schon bald Vereine finden, bei denen sie öfter zum Einsatz kommen und sich wieder für das Nationalteam empfehlen können. Verlorene Zeit, wie viele meinen, waren die Jahre des Reservistendaseins aber sicher nicht. Die Erfahrungen, die diese Spieler bei absoluten Spitzenvereinen machen, kann ihnen niemand mehr nehmen. Weiters könnten diese Erfahrungen noch sehr viel wert sein, wenn es darum geht, sich bei einem anderen Verein durchzusetzen.

Aus diesem Grund ist es geradezu wünschenswert, dass sich auch die jetzigen Bundesligakicker, die am Absprung stehen, nicht von den Dämpfern der Kollegen im Ausland irritieren lassen. Ein Legionär hats eben schwer – diese Weisheit existiert nicht erst seit gestern. Und trotzdem – wer weiter kommen will, muss den Schritt wagen.

Schon allein deswegen, weil die österreichischen Spitzenvereine dann gezwungen sind, wieder neue Talente zu formen, sollten Dragovic, Jantscher & Co. die Herausforderung annehmen. Sie werden es nicht bereuen.





Zur falschen Zeit am falschen Ort

25 04 2010

Falsche Entscheidungen werden im Fussballsport beinahe täglich getroffen. Ob es sich um einen Neuzugang handelt, der sich als Fehlkauf entpuppt, zweifelhafte Trainingsmethoden oder die falsche Taktik – im Nachhinein ist man bekanntlich immer klüger. Bei manchen Entscheidungen muss man sich allerdings fragen, ob der negative Ausgang nicht schon vorher abzusehen war.

Der Kalender zeigte den 12. Dezember 2002, als die österreichische Verbandsspitze rund um Friedrich Stickler und Alfred „Gigi“ Ludwig in Nyon über den Zuschlag für die Ausrichtung der Europameisterschaft 2008 jubeln konnte. In der letzten Entscheidungsrunde hatte sich Österreichs gemeinsame Kandidatur mit der Schweiz mit 9:3 Stimmen gegen den Mitbewerber Ungarn durchgesetzt.

Für dieses Großereignis mussten natürlich neue Stadien her, das war allen Beteiligten von Beginn an klar. Nur wo? Welche Städte sollten in den Genuss kommen, in ihren Stadien EM – Luft zu schnuppern? Wien war mit dem Ernst-Happel-Stadion natürlich Fixstarter, in Innsbruck und Salzburg standen bereits vergleichsweise neue Stadien, die man nur erweitern und ausbauen musste. So weit, so gut. Im Kampf um den begehrten vierten Austragungsort kamen neben Klagenfurt auch Graz und Linz in Frage. Zu dieser Zeit verfügte Graz über zwei (GAK, Sturm), Klagenfurt über einen Bundesligaverein (FC Kärnten). Sturm hatte gerade Fans aus dem ganzen Land durch große internationale Erfolge in der Champions League und im UEFA – Cup begeistert, der GAK entwickelte sich unter der Regie von Walter Schachner ebenfalls zu einem Top – Klub.

In Kärnten sah man hingegen eine biedere Mannschaft, deren Zuschauerschnitt weit unter dem der Grazer Klubs, die sich ein gemeinsames Stadion teilen mussten, lag. Warum also die Entscheidung für Kärnten und gegen Graz fiel, ist bis heute ein Rätsel.

Szenenwechsel: Knapp acht Jahre nach dem Zuschlag für Österreich und die Schweiz war letzten Samstag der Abstieg aus der Bundesliga für die Truppe aus Kärnten traurige Gewissheit. 12 Punkte aus 32 Spielen, zwei Siegen stehen 24 Niederlagen gegenüber. Die Zuschauerzahlen sind leider auch nicht schöner. Das Cup – Halbfinale, von den Kärntern selbst als „Spiel des Jahrhunderts“ hochstilisiert, wollten  3000 Zuschauer sehen, obwohl man bei den „Löwen“ aus Klagenfurt schon um sechs Euro (ermäßigt) in die Fankurve darf. Zum Vergleich: ein ermäßigtes Ticket beim Wiener Sportklub in der 3. Liga kostet sieben Euro. Die Zuschauerzahlen dieser beiden Vereine liegen trotzdem erschreckend nahe beieinander.

Sturm Graz ist am besten Weg, sich den Cup – Titel zu holen. Mit ein bisschen Glück könnten die Grazer nächstes Jahr wieder in der Europa League spielen. Ein größeres Stadion wäre gerade für die internationalen Auftritte goldwert.

Leider steht die Wörthersee Arena aber zur falschen Zeit am falschen Ort.





Wie einst Phönix aus der Asche

22 04 2010

Jetzt wissen Österreichs Fussballfans also, wer das diesjährige Cupfinale bestreiten darf. Am 16. Mai kämpfen in der Wörthersee – Arena zu Klagenfurt die Mannschaften von Sturm Graz und Frank Stronachs neuem „Tigerteam“, Magna Wr. Neustadt, um den ÖFB – Cupsieg.

Der Sieger ist in der nächsten Saison für das internationale Geschäft qualifiziert. Für Wr. Neustadt wäre es der erste Auftritt auf internationaler Bühne, Sturm ist dort mittlerweile Stammgast. Auch in der letzten Saison schafften die Grazer den Sprung in die Gruppenphase der neu geschaffenen Europa League. Auch wenn die Gruppenspiele nur sehr selten von Erfolg gekrönt waren, alleine der Einzug in diese Phase war ein kräftiges Lebenszeichen.

Rückblick: Es war vor ziemlich genau vier Jahren, als Sturm Graz unter Präsident Kartnig keine Lizenz für die Fussballbundesliga erhielt. Finanzielle Probleme begleiteten die „Blackies“ schon seit Jahren, im April 2006 war das Fass übergelaufen. Fans und Funktionäre forderten Kartnig zum Rücktritt auf, der aber weigerte sich stets, seinen Platz zu räumen. In zweiter Instanz gelang es doch, die Lizenz zu ergattern und somit den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Schließlich dankte Kartnig im November 2006 doch ab. Damit wurde eine neue Ära eingeläutet, die dem österreichischen Fusball noch viel Freude bereiten sollte.

Ab diesem Zeitpunkt übernahmen Franco Foda (sportlich) und Hans Rinner (wirtschaftlich) das Ruder bei Sturm. Einem Konkursantrag folgte der Ausgleich, und der sportliche Neuanfang konnte gestartet werden. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt behauptet , Sturm würde 2010 zu den vier dominanten Mannschaften in Österreich gehören und im Europacup für Furore sorgen? Man hätte denjenigen vermutlich nur ausgelacht.

Franco Foda machte in dieser Zeit die Not zu einer Tugend und setzte verstärkt auf eigene Talente. Nach den wahnwitzigen Ablösen der Ära Kartnig (man erinnere sich an die unfassbaren 54 Mio. Schilling, die Kartnig für Charles Amoah auf den Tisch legte) wirkte der Stilwechsel des jungen deutschen Trainers wie Balsam auf die Wunden der Anhänger.

Und auch wirtschaftlich lohnte sich der Mut von Foda. Sebastian Prödl, Jürgen Säumel und Christoph Leitgeb wurden um gutes Geld verkauft, ihre nicht minder talentierten Nachfolger Jakob Jantscher und Daniel Beichler könnten schon bald folgen.

Heute ist Sturm Graz dort, wo der Klub hingehört. Man mischt im Kampf um die internationalen Startplätze mit, formt vielversprechende Talente und holt im Europacup wichtige Punkte für Österreich.

Sturm hat sich wie einst Phönix aus der Asche erhoben. Der Dank gilt den Herren Foda und Rinner. Sie haben sich als echte Phönixe für Sturm Graz und ganz Österreich bewiesen.





Schon wieder eine Puppe?

19 04 2010

Lukas Kragl wird den 18. April 2010 so schnell nicht vergessen. Es lief die 43. Minute im Spiel gegen Red Bull Salzburg, als der junge LASK – Stürmer im Zweikampf Salzburgs Torhüter Eddie Gustaffson das Schien- und Wadenbein brach. Ein absolutes Horror – Foul, viele Fussballfans fühlten sich sofort an Joey Didulica und sein Foul an den damaligen Rapid – Stürmer Axel Lawaree erinnert.

Kragl bekam von Schiedsrichter Lechner nur die gelbe Karte für dieses Foul. Eigentlich nur die Spitze des Fehlentscheidungsberges, den die Unparteiischen in dieser Saison bereits angehäuft haben. Doch viel wichtiger als das sind die Reaktionen von Opfer und Täter unmittelbar nachdem Gustaffson vom Feld getragen wurde.

Rückblick: Im Mai 2005 rammte Joey Didulica Axel Lawaree sein Knie ins Gesicht und zetrümmerte ihm das Nasenbein, die Augenhöhle und das Jochbein. Während der Australier mit kroatischen Wurzeln mit Rot vom Platz gestellt wurde, blieb Lawaree minutenlang benommen liegen. Am Weg zur Kabine lächelte Didulica und sparte nicht mit Gesten in Richtung des Publikums. Was folgte, war eine Schlammschlacht, wie sie der österreichische Fußball noch nie zuvor gesehen hatte.

Didulica entschuldigte sich halbherzig, gab aber nicht zu, das Foul absichtlich begangen zu haben, Lawaree akzeptierte keine Entschuldigungen vom Austria – Keeper. Die Rapid – Fans, ohnehin nicht als ganz einfach bekannt, ließen im nächsten Derby eine Didulica – Puppe an einem Galgen baumeln.

Nach einer Privatanzeige von Lawaree kam es zum Gerichtsverfahren. Sportlich kam der Austria – Schlussmann mit einer Sperre von acht Spielen davon, strafrechtlich  wurde Didulica in erster Instanz für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von € 60.000 (davon € 30.000 bedingt) verurteilt. Didulica legte gegen das Urteil volle Berufung ein und wurde im Juni 2007 in zweiter Instanz freigesprochen. Das Zivilverfahren Didulicas gegen Axel Lawaree wurde durch einen Vergleich beendet, in dem sich Didulica zu einer Geldspende an die Kinder-Dialysestation des Wiener AKH verpflichtete und Axel Lawaree auf etwaige Ansprüche verzichtete.

Der Schatten dieses Fouls legte sich mehrere Jahre unsichtbar über den österreichischen Fußball. Gerade, als es scheinbar in Vergessenheit geriet, frischte Lukas Kragl die Erinnerungen wieder auf.

Warum dieser Fall aber weit weniger Aufmerksamkeit erregen wird, liegt auf der Hand: Sowohl Opfer, als auch Täter stellten sich vom ersten Moment an als echte Vollprofis und faire Sportsmänner heraus.

Der 20-jährige Kragl war sich den Auswirkungen seiner Aktion wohl erst in der Halbzeitpause vollends bewusst, und entschuldigte sich umgehend bei Gustaffson. Dessen Reaktion stellte aber alles in den Schatten. Sich vor Schmerzen krümmend nahm er die Entschuldigung sofort an und verzieh dem jungen Talent seine Dummheit, obwohl dem sympathischen Schweden sogar das Karriereende droht. Kragl selbst schien sich nach dem Spiel zu schämen und verweigerte TV – Interviews. Wahrscheinlich war das auch besser so.





Gute Freunde

16 04 2010

Huub Stevens gilt im europäischen Spitzenfussball als absoluter Fachmann. Genauso wie Giovanni Trapattoni und Co Adriaanse. Alle drei haben aber eines gemeinsam: sie schafften es nicht, „Red-Bull“ – Eigentümer Didi Mateschitz seinen großen Traum von der Champions League zu erfüllen. Trapattoni war einmal ganz knapp gescheitert, als ein Elfmeter im Auswärtsspiel in Donezk fünf Minuten vor Schluss alles wieder zunichte machte.

Freunde machten sich die beiden ehemaligen Salzburg-Trainer keine in Österreich. Trapattoni wurde kritisch betrachtet, weil er den damaligen Teamkapitän Andi Ivanschitz zuerst auf die Bank verbannte und anschließend verlieh. Unter dem Italiener war oftmals Rene Aufhauser der einzige Österreicher, der sich über regelmäßige Einsatzzeiten bei den „Bullen“ freuen durfte. Auch unter Co Adriaanse lag das Hauptaugenmerk auf vielen Dingen, aber sicher nicht auf den Einnahmen aus dem eigens geschaffenen Österreichertopf. Warum auch? Geld spielt seit einigen Jahren in Wals-Siezenheim eine untergeordnete Rolle.

Huub Stevens ordnet dem Erfolg alles unter. Er stellt nicht nach Nationalität, sondern nach Leistung auf. Das Anwenden des Leistungsprinzips ist für jeden Trainer legitim. Aber: Ein Blick auf die Einkaufsliste eines Trainers zeigt, ob der Wille da ist, auf heimische Spieler zu setzen oder nicht.

Zu viele durchschnittliche Legionäre hatten Trapattoni und Adriaanse geholt, als dass man ihnen den guten Willen zur Jugendarbeit ansehen hätte können. Genau in diesem Punkt unterscheidet sich Huub Stevens aber von seinen Vorgängern. Unter ihm wurde Christoph Leitgeb endgültig zum unumstrittenen Stammspieler, Andreas Ulmer, Franky Schiemer und Roman Wallner wurden geholt.

Da diese Kicker auch wirklich Spielpraxis beim Meister bekommen, wird auch Teamchef Didi Constantini über die neuesten Entwicklungen in Salzburg hocherfreut sein. Die Frage ist, wie lange noch.

Glaubt man diversen Gerüchten, soll Sportdirektor Didi Beiersdorfer bereits Gespräche mit Austria – Stürmer Rubin Okotie (22) geführt haben, obwohl noch gar nicht sicher ist, ob Okoties Knie eine Fortsetzung seiner Profikarriere überhaupt zulässt. Mit einem Spieler, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, zu verhandeln, ist aber kein Verbechen.  

So skurril es auch klingen mag, aber Stevens muss aufpassen, nicht zu viele Österreicher zu holen. Schon bei der Verpflichtung von Roman Wallner kristallisierte sich heraus, dass Stevens für den Teamstürmer versuchte, sein System zu ändern. Mit dem Rest seines Kaders macht aber ein System mit nur einer Spitze mehr Sinn, und so kehrte Stevens wieder zur Taktik mit einem Stürmer zurück. Sollte Okotie kommen und es dabei bleiben, müssten daher zwei von drei potentiellen Teamstürmern auf die Bank. Dabei hätten Stevens und Constantini so gute Freunde werden können…





Admiras Europacup – Prämien

13 04 2010

Mit Österreichs Fussball geht es bergauf. Zumindest wenn man die Bilanz der heurigen Saison betrachtet, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass unsere Kicker den Abstand zur europäischen Konkurrenz verringert haben. Wer war dafür hauptverantwortlich? Natürlich unsere Europacup – Helden von Austria und Rapid, die Bullen aus Salzburg und die jungen Wilden aus Graz.

Die Basis für erfolgreichen Spitzensport wird in der guten Organisation des Nachwuchses und des Breitensports gelegt, sagt man. Ist dem tatsächlich so?

Szenenwechsel: Im Spitzenspiel der viel gescholtenen ADEG – Liga schlägt die von Robert Trenkwalder finanziell unterstützte Admira die Altacher Mannschaft von Adi Hütter klar mit 2:0 und darf weiter auf den Aufstieg in die höchste Spielklasse hoffen. Viele Zuschauer hatte die Admira zumindest in den letzten Jahrzehnten nie. Die Kaderzusammenstellung hat sich allerdings im Laufe der Jahre geändert. Früher gespickt mit jungen Talenten, tritt der Klub aus der Südstadt heute mit ehemaligen Bundesligaspielern und etlichen Altstars auf. Janocko, Jezek, Dospel, Mandl – nicht unbedingt eine Truppe mit Zukunft.

Finanzspritzen wie jene der Firma Trenkwalder verleiten Klubs immer wieder dazu, (zu) viele Ausländer zu beschäftigen, bei denen man sich fragen muss, ob ein junger heimischer Kicker nicht ebenso gute Leistungen bringen könnte. Sturm Graz nahm in den letzten Jahren durch Spielerverkäufe (Prödl, Säumel, Leitgeb) viel Geld ein. Die damals verkauften Spieler wären vermutlich nicht einmal bei den Grazern zum Zug gekommen, wäre ein Investor wie Trenkwalder da gewesen.

Heute muss man fast froh sein, dass Trenkwalder der Admira nicht schon früher finanziell unter die Arme griff. So skurril es sich anhört, aber dadurch wären die heurigen Erfolge in der Europa League in Gefahr gewesen. Wieso?

Ohne die Trenkwalder – Millionen musste die Admira damals auf junge, eigens ausgebildete Österreicher setzen, von denen sich einige prächtig entwickelten. Marc Janko erlernte dort das eiskalte Verwerten von Torchancen, Christopher Drazan perfektionierte seine Flanken in der Südstadt, auch Markus Katzer oder Jimmy Hoffer entstammen dem Admira – Nachwuchs.

In diesem Sinne würde ich Herrn Trenkwalder raten, sein finanzielles Engagement bei den Niederösterreichern wieder zu beenden. Stattdessen sollten Talentelieferanten wie die Admiraner oder Ried vielleicht einen Teil der Europacup – Prämien der Großklubs erhalten und damit die Entwicklung junger Spieler fortsetzen. Davon hätten alle etwas.





Das Lachen des Versagers

9 04 2010

Arjen Robben kann sich berechtigte Hoffnungen machen, dass sie ihm in München bald ein Denkmal bauen. Meisterschaft, DFB – Pokal, Champions League – alle drei Titel sind für den FC Bayern noch möglich. In der Bundesliga hielt Robben den Rekordmeister mit seinen 15 Scorerpunkten im Rennen, das Pokalfinale verdankt man Robbens Geniestreich in der 112. Minute, als er drei Schalker stehen ließ und den Ball zum 0:1 im Tor versenkte.

Als wäre das nicht genug Verdienst, schoß der Niederländer seine Bayern nun auch in der Champions League ins Glück. In der 74. Minute fabrizierte er ein Tor, das sich hohe Chancen auf den Titel „Tor des Jahres“ ausrechnen kann. Nach einem Eckball seines kongenialen Flügelzangenpartners, Franck Ribery, setzte Robben das runde Leder punktgenau ins linke Eck. Das Tor, dass den Bayern das Tor zum Halbfinale geöffnet hatte, feierte der zweifache Vater auf seine eigene Weise, fast schon arrogant.

Arroganz darf dank Robbens Glanztaten auch ein Anderer zeigen. Präsident Uli Hoeneß tat nach dem Sieg gegen Schalke das, was er am liebsten tut. Er verkündete, dass Bayern München in Deutschland die mit Abstand beste Mannschaft sei. Dieser Mannschaft könne einfach kein anderes Team das Wasser reichen. Mutige Aussagen, meinen die einen, gesundes Selbstbwusstsein die anderen.

Wie man auch immer zu diesem Klub stehen mag, eines muss man zugeben: Die Mannschaft hat den Aufstieg ins Halbfinale verdient.

Rückblende: In einer Zeit, in der es so schien, als könne man im europäischen Fussball nur erfolgreich sein, wenn man sich gegenseitig mit Rekordablösen überflügelt, blieben die Süddeutschen ruhig und wirtschafteten weiter vernünftig. In den letzten Jahren musste der Verein seinen Verzicht auf Millionenschulden immer wieder mit dem frühzeitigen Aus im Europacup bezahlen.

Doch dann übertrieben es die Giganten des Weltfussballs. Arjen Robben wurde bei Real Madrid als Versager abgestempelt. Er sei körperlich zu schwach und zu ineffizient vor dem Tor. Man hatte beim spanischen Spitzenklub keine Verwendung mehr für den sensiblen Techniker. Der suchte das Weite – und fand Bayern München.

Heute wird man sich bei Real Madrid fragen, ob es klug war, Spieler wie Robben oder van Nistelrooy ziehen zu lassen, um neue Stars zu kaufen, die ihre hohen Ablösesummen bis heute nicht rechtfertigen können. Ohne Robben, aber mit den vermeintlich besseren Kickern verabschiedete sich Real Madrid glanzlos gegen Lyon aus der Königsklasse, während der Linksfuß mit Bayern München die schwierigere Hürde Manchester United nahm und nun im Halbfinale auf die Franzosen trifft.

Arjen Robben hat also alles richtig gemacht. In München darf er regelmäßig spielen und bekommt die Wertschätzung, die er braucht. Er genießt schon jetzt Heldenstatus in der AllianzArena. Und kann über Leute, die ihn erst kürzlich einen Versager nannten, schon wieder herzlich lachen.





Korrekte Berichterstattung?

6 04 2010

Was haben Tiger Woods, John Terry und Jesse James gemeinsam? Richtig, alle drei gerieten in der letzten Zeit aufgrund ihrer Seitensprünge in die Schlagzeilen. Woods und James sollen sich mit bis zu zehn verschiedenen Geliebten vergnügt haben, John Terry spielte mit der (Ex-)Freundin eines Mitspielers den Doppelpass etwas zu heftig.

Dass Ehepartner sich gegenseitig betrügen, gehört leider auf der ganzen Welt zum Alltag, dass Sportler oder Schauspieler auch in dieser Hinsicht keine Engel sind, sollte auch jedem klar sein. Trotzdem ist es wichtig, eines festzuhalten: Von Seitensprüngen kann man halten, was man will. Doch wegen eines Betrugs wird aus keinem Athlet ein schlechterer Sportler. John Terry bekam vor dem Bekanntwerden seiner Affäre den Preis als Englands „father of the year“, seine Liebschaft war zudem nicht irgendwer, sondern die (Ex-)Freundin seines Teamkollegen Wayne Bridge. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsachen wurde Terrys Affäre zur Sensationsmeldung.

Teamchef Fabio Capello enthob den 29-jährigen von seinem Kapitänsamt im Nationalteam, bei Chelsea London durfte er die Binde weiter tragen. Capello begründete den Kapitänswechsel damit, dass der Kapitän der Nationalmannschaft eine Vorbildwirkung habe und Terry durch die jüngsten Ereignisse deswegen nicht mehr als Spielführer geeignet sei.

Ob es notwendig ist, einen Spieler für eine Handlung in seinem Privatleben mit einer solchen Aktion zu bestrafen, sei dahingestellt. Was viel mehr verwundert, ist die Rolle, die die Massenmedien in dieser Causa spielten. Mit einem Schlag waren die Ergebnisse der Premier League nicht mehr wichtig, die Berichterstattung konzentrierte sich tagelang auf John Terry und seine aussereheliche Affäre.

Ein ähnliches Schicksal ereilte in den letzten Wochen Golf – Superstar Tiger Woods. Es wurde bekannt, dass sich der „Tiger“ nicht nur mit seiner Gattin, sondern auch mit vielen anderen Gespielinnen vergnügte. Sowohl Terry als auch Woods gehören zur absoluten Weltspitze in ihren Sportarten und wissen daher auch, dass es dieser Job mit sich bringt, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Trotz allem sollte man die Art und Weise der Berichterstattung noch einmal überdenken. Vor sechs Monaten nahm sich Robert Enke aufgrund von Depressionen das Leben. Die Presse beschäftigte das Thema tagelang, die Trauerfeier wurde live im Fernsehen übertragen. In TV – Diskussionsrunden wurde gemutmaßt, Enke sei am großen Druck zerbrochen, den Fans und Medien ihm auferlegten.

Nur ein halbes Jahr später schrecken sie aber nicht davor zurück, in die intimsten Bereiche der Privatsphäre von Sportlern einzudringen und über sie zu berichten, als wären sie Massenmörder. Hoffentlich besitzen beide die mentale Stärke, diese Phase unbeschadet zu überstehen und eines Tages wieder aus sportlichen Gründen für Schlagzeilen zu sorgen.

Ein weiteres Presse – Opfer würde aber vermutlich immer noch kein Umdenken in der Medienlandschaft bewirken.





Wenn er gebraucht wird…

2 04 2010

Wer das Champions League – Viertelfinalhinspiel zwischen Arsenal und Barcelona gesehen hat, konnte nur mit der Zunge schnalzen. Obwohl Lionel Messi auf Seiten der Katalanen nicht seinen besten Tag erwischte, spielte „Barca“ vor allem in der 1. Hälfte praktisch im Minutentakt hochkarätige Chancen heraus. Beim Stand von 0:2 sahen wohl 99% der Zuseher die Truppe von „Pep“ Guardiola bereits im Halbfinale. Dass das Rückspiel doch nicht zu einer reinen Juxpartie verkommt, hat Arsene Wenger seinem glücklichen Händchen zu verdanken. Der 21jährige Theo Walcott kam als letzteHoffnung ins Spiel, nachdem Wenger zuvor bereits zweimal verletzungsbedingt wechseln musste. Walcott hauchte den „Gunners“ mit seinem Anschlusstreffer wieder Leben ein und ebnete den Weg zum schlussendlich doch etwas glücklichen Unentschieden. Der rechte Flügel, jüngster englischer Nationalspieler aller Zeiten, war bereits bei der WM 2006 im Kader von Sven-Göran Eriksson, ohne davor ein einziges Spiel in der Premier League bestritten zu haben. Bleibt er fit, ist er auch in Südafrika Fixstarter im englischen Team.

Der zweite Torschütze Arsenals, Cesc Fabregas, wird die heurige WM wohl nur vom Fernseher aus verfolgen können. Der junge Spanier ließ seinem Frust über die gelbe Karte, die eine Sperre im Rückspiel gegen seinen Heimatverein bedeutete, beim Elfmeter zum 2:2 freien Lauf. Dabei brach sein Wadenbein, was eine WM – Teilnahme derzeit so wahrscheinlich erscheinen lässt wie den Meistertitel für Austria Kärnten. Doch wie kann der Fuß eines Profifussballers bei einem Elfmeter plötzlich brechen?

Für die Verletzung kann man wohl viele mögliche Gründe finden, Fakt ist aber, dass Fabregas schon vor dem Spiel an der Wade angeschlagen war. Vermutet wurde eine Beinhautentzündung. Wie diese entstand? Durch Überbelastung. Der Arsenal – Kapitän bestritt in dieser Saison wettbewerbsübergreifend bisher bereits 40 Spiele, viele davon unter Schmerzen. Nicht optimal, aber wenn der Kapitän gebraucht wird, spielt er eben. Ohne Arsene Wenger, der zweifellos einer der besten und einfühlsamsten Fussballlehrer dieses Planeten ist, belasten zu wollen: Wäre es nicht (sowohl für Fabregas, als auch für Arsenal) besser gewesen, seine Verletzungen ausheilen zu lassen, bevor man ihn wieder einsetzt?

Eine starke WM eines fitten Fabregas hätte Arsenal im Falle eines Verkaufs im Sommer (ausgerechnet Barcelona bekundet Interesse) mit Sicherheit eine weitaus höhere Ablösesumme beschert, als wenn der 22-jährige verletzt transferiert würde. Doch es gibt einen Trost für Fabregas: er ist nicht der einzige seines Schicksals. Auch David Beckham oder Silvestre Varela sind im Sommer zum Zuschauen verdammt. Auch sie spielten, wenn sie gebraucht wurden. Leider einmal zu oft.